Womit musste man als DDR-Bürger bezahlen, um in Freiheit leben zu können? Mit Zuchthaus, mit Angst, mit Erniedrigung. Und zuletzt mit Geld.
Roland Au ist kein Querulant, kein Nörgler, kein Störenfried. Nach dem Prager Frühling, den er hautnah miterlebte, wollte er nicht länger in der DDR leben. Der erste Fluchtversuch über Bulgarien misslang. Dafür musste er im berüchtigten DDR-Zuchthaus Brandenburg büßen. Nach der Freilassung folgten Ächtung und Bespitzelung. Die zweite Flucht gelang mit Hilfe aus dem Westen. An dem Tag, als Sparwasser das 1:0 gegen Westdeutschland schoss.
Vieles wird verklärt: Die DDR hatte die besseren Kinderkrippen, hatte Vollbeschäftigung, hatte das bessere Tomatenmark. Vielleicht. Aber eines stimmt nicht: Die DDR war nicht einfach nur ein »System«! Sie bot keinen Sozialismus mit menschlichem Antlitz. Sie war eine Diktatur, die bespitzelte, drangsalierte, inhaftierte und tötete. Wer das nicht ertragen konnte, musste fliehen. Für jene, die blieben, die nicht weg konnten oder nicht weg wollten, für jene, die sich bereitwillig angepasst haben, ist Roland Au immer noch ein »Republikflüchtling«. So charakterlos wie ein Deserteur. An dieser Einstellung hat sich bis heute nichts geändert.
Roland Au schreibt sachlich, nüchtern, ohne Polemik. Daraus zieht das Buch seine Glaubhaftigkeit. Und es bietet neue Einblicke in das deutsch-deutsche Mit- und Gegeneinander auf politischer Ebene. Ein spannendes Buch. Aber vor allem ein Buch gegen die Verniedlichung der DDR, gegen die Verharmlosung des Unrechts.
Taschenbuch, Format 12 x 19 cm, 289 Seiten